Finale 11. Internationaler Landschreiber-Wettbewerb „Sprache & Sprachlosigkeit“

Nach dem Auftakt des Literarischen Novembers mit der erstmaligen Verleihung des Preises "Flucht & Migration" im Kulturzentrum Lokschuppen Jever am 20. Oktober an Rana Faizi kam es am Sonntag zum großen Finale im Grafsaal des Rathauses. Die Bestplatzierten der 11. Runde des Internationalen Landschreiber-Wettbewerbs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren gekommen, um Lesehäppchen aus ihren Gewinnertexten zum Thema Sprachlosigkeit zu servieren. Nach Willkommensworten von Bürgermeister Jan Edo Albers hob die stv. Landrätin des Landkreises Friesland, Marianne Kaiser-Fuchs, die Bedeutung des Landschreiber-Wettbewerbs für die Region hervor. Der Gründer des Landschreiber-Wettbewerbs und Vorsitzende der Jury, Klaus Siewert / Wiarden, eröffnete dann den diesjährigen „Literarischen November in Jever“, in der linken Hand eine Sanduhr aus Omas Zeiten, die die knappe Lesezeit von 6 Minuten pro Lesehäppchen sichtbar werden ließ: Erstmals hatten sich fast alle Bestplatzierten aus den Sparten Prosa, Lyrik, Mundart sowie die jungen Landschreiber:innen U-20 nach Jever aufgemacht, um am großen Finale teilzunehmen und anschließend dann in einem der Literaturhäuser des Landschreiber-Wettbewerbs in Wiarden, Friederikensiel und Neuharlingersiel /Groß Holum „besondere Inspirationen zu erfahren, neue Ideen zu gewinnen und vor allem eine schöne Zeit hier bei uns an der Küste zu haben“, so die Grußbotschaft des Bürgermeisters Albers. Die dort entstehenden Texte, die nach den Statuten des Wettbewerbs an unsere Region und Sprache, die Besonderheiten der Natur und das Leben am Meer gebunden sind, sollen als Band 2 der „Nordseetexte“, der den Titel „Ankerplätze“ tragen soll, veröffentlicht werden.

In der Sparte „Erzählungen“ ging die Goldmedaille an die Sauerländerin Marie Menke, die mit ihrem Text „Urlaub auf dem Bauernhof“ die sprachliche Entfremdung innerhalb einer Familie beschreibt. Die in der Schweiz geborene Anita Prugger reiste aus Italien an, um die Urkunde für den 1. Platz in der Sparte Lyrik in Empfang zu nehmen. Mit dem Gedichtzyklus mutters schiefrige hände bauen türme aus schweigen konnte sie die Jury aus Sprach- und Literaturwissenschaftler:innen und Autorinnen und Autoren überzeugen. In der Sparte Mundart gingen Gold und Silber an Marion Lenden-Boos aus dem Rheinland und gleich dreimal Silber an die in Schleswig-Holstein geborene Uta Biehl für ihren Text "Plattdüütsch", Anna Silber aus Wien, die in „Oma – ein Jahr“ die von letzten vertrauten Worten in der Mundart des oberösterreichischen Waldviertels begleitete Demenz einer alten Frau beschreibt, sowie an Dr. Norbert Autenrieth, der mit "Schloofanfall" in das fränkische Mundartgebiet führt.

Den Förderpeis U-20 gewann nach eindeutigen Voten der Jury die 15-jährige Afghanin Rana Faizi aus Berlin, die mit ihrem Beitrag „Sprachlosigkeit“ bereits den Preis „Flucht & Migration“ gewonnen hatte; auf Platz 2 "Der letzte Buchdrucker" von Samuele Carella aus Frankfurt am Main. Der Beitrag von Rana soll nun an alle Schulen im Landkreis Friesland weitergeleitet werden, so die stv. Landrätin, Marianne Kaiser-Fuchs, bevor dann in wenigen Wochen sämtliche Texte für alle Interessierten, Schulen und Bildungsinstitutionen aus den deutschsprachigen Ländern Europas auf der Website des Landschreiber-Wettbewerbs frei verfügbar sein werden.